Der Schlossgeist
In Ehenbichl schreckte in früherer Zeit ein Geist in Gestalt eines Pudels die Menschen. Manchmal war er rot, manchmal schwarz und hatte feurige Augen, fast so groß wie ein Mühlrad. Dem Riefe-Peter stahl er einmal aus der Selchkammer eine Speckseite und lief damit davon, der Bauer mit einem Stecken hinterdrein. Die Jagd ging in den Wald bis unter den Schlossberg. Dort verschwand der Pudel plötzlich und der Peter stand vor einem Felsspalt. Im Hintergrund der geheimnisvoll erhellten Kluft sah der atemlose Bestohlene den Geisterhund mit einem Schlüssel im Maul auf einer Kiste hocken. Er getraute sich aber nicht weiter und kehrte voll Angst wieder um.
Wäre der Bauer in den Spalt hineingegangen und hätte dem Tier den Schlüssel entrissen, so hätte er den Geist erlöst und wäre ein gemachter Mann gewesen. Die Kiste war nämlich voller Geld. Der Pudel sei zu Lebzeiten ein Torwart des Schlosses Ehrenberg gewesen, der aus den Truhen und Kästen der Festung wie eine Elster gestohlen habe. Zur Strafe musste er nach seinem Tode als Hund geistern und das gestohlene Gut bewachen, bis ihn ein Mutiger erlöst. Der Riefe Peter hat sich aber nicht getraut und so wird der verzauberte Torwart noch heute auf seinen Schätzen sitzen.
